Viel hat sich die Handwerkskammer Karlsruhe für das Jahr 2017 vorgenommen. Besonders die Umsetzung der in der Perspektivstudie „Handwerk 2025“ analysierten Handlungsfelder geben einen Rahmen für die zukünftigen Angebote der Wirtschaftsvertretung des Handwerks in der Technologieregion und in der Region Nordschwarzwald. Dabei geht es um Themen wie beispielsweise die Fachkräftesicherung, Digitalisierung, die Unternehmensnachfolge im Handwerk, Innovationen oder die strategische Betriebsführung.
In welchem Kontext diese Handlungsfelder stehen, machte Präsident Joachim Wohlfeil bei der Jahrespressekonferenz der Handwerkskammer Karlsruhe deut-lich, als er beispielsweise über die langfristige Entwicklung der Lehrlingszahlen oder die Altersstruktur der eingetragenen Betriebe berichtete.
Gerade bei der Entwicklung der Lehrlingszahlen im Kammerbezirk konnte Wohl-feil von einer erfreulichen Trendwende berichten. Nachdem es in den letzten vier Jahren nur nach unten gegangen war, verzeichnete die Lehrlingsrolle für das Jahr 2016 ein Plus bei den Beginnern von 56 Jugendlichen auf nunmehr 2.505 Ausbildungsverhältnisse.
„Wir führen diesen Erfolg auch auf unsere zahlreichen Aktivitäten auf dem Feld der Berufsorientierung zurück“, so der Kammerpräsident. Allein das Werkstattcamp in der Bildungsakademie besuchen über 850 Jugendliche jährlich. Die Kammer betreut Lehrlinge, die als Ausbildungsbotschafter in den Schulen für Handwerk werben, sie hat an allen Standorten in Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim Ausbildungsberater und beteiligt sich flächendeckend an den zahlreichen Berufsmessen in der Region.
Knapp 14% der Jugendlichen, die eine Lehre im Handwerk begannen, haben die Fachhochschulreife oder ein Abitur als Schulabschluss, 42,8% können die Mittlere Reife vorweisen, jede fünfte Lehrstelle (22,5%) wird von einem Mädchen besetzt.
Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz verwies in diesem Zusammenhang auf die demografische Entwicklung, die den Wettbewerb um die zukünftigen Fachkräfte im Handwerk nicht gerade erleichtern werde. Das aktuelle Motto der Imagekampagne #einfachmachen spreche deshalb gezielt Schülerinnen und Schüler aller Schulformen an, ein Handwerk auszuprobieren. Gerade die zahlreichen Praktikumsangebote der Betriebe seien hier eine gute Option für die persönliche Berufsorientierung.
Im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe bildeten zum Jahresende 2016 ins-gesamt 3.048 Handwerksbetriebe 5.939 Jugendliche aus. Spitzenreiter bei den Berufen sind die Kfz-Mechatroniker, die Elektroniker, die Friseure sowie die Anlagenmechaniker SHK.
Bei den eingetragenen Betrieben im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe mit den vier Landkreisen Rastatt, Karlsruhe, Calw, Enzkreis und den drei Städten Baden-Baden, Karlsruhe und Pforzheim zeigt sich auf den ersten Blick eine relative Stabilität.
Mit 18.895 Betrieben vermeldete die Handwerksrolle nur acht Betriebe weniger als im Vorjahr. Allerdings gab es auffallende Verschiebungen. In der Anlage A, hier ist ein Meisterbrief oder eine ähnliche Qualifizierung Voraussetzung für die Eintragung in die Handwerksrolle, wurden im Berichtsjahr 646 Betriebe gelöscht, dem standen 488 Neueintragungen gegenüber, letztendlich eine Nettoabnahme von 158 Betrieben auf damit 10.912 Betriebe für das Berichtsjahr.
Die zulassungsfreien Gewerke machten diesen Rückgang fast wett: Die Anlage B 1 Handwerke nahmen bei 980 Eintragungen und 846 Löschungen um 134 Betriebe zu. Sie zählten damit 4.637 Betriebe. Im handwerksähnlichen Sektor gab es ein Plus von 16 Betrieben auf 3.346 zum Stichtag 31.12.2016.
„Die Gründungsdynamik im zulassungsfreien Handwerk hat ihren Preis“, so Hauptgeschäftsführer Gerd Lutz. „Während bei den zulassungspflichtigen Handwerken in den ersten Jahren jeder dritte Gründer wieder aus der Handwerksrolle gelöscht wird, sind es bei den B 1 Berufen 68%, die nach fünf Jahren nicht mehr am Markt tätig sind.“
Die Gründe für diese Spanne sind vielschichtig. „Die fachliche und betriebswirtschaftliche Qualifizierung über die Meistervorbereitung sind sicherlich Aspekte, die zu einer höheren Bestandssicherheit beitragen“, so Kammerpräsident Joachim Wohlfeil in einer Bewertung dieser Statistik.
Dass jeder dritte Betriebsinhaber älter als 55 Jahre ist, weist auf ein weiteres Handlungsfeld der Handwerkskammer Karlsruhe hin. Hier steht die Unternehmensnachfolge an. Ein Prozess, der viele Jahre der Vorbereitung in Anspruch nimmt. Die Verantwortlichen der Kammer befürchten, dass gerade in den zulassungspflichtigen Handwerken die Übernehmer fehlen. Die Handwerkskammer Karlsruhe bietet daher zahlreiche Veranstaltungen für Übergeber und Übernehmer im Kontext Unternehmensnachfolge an, um diesen Prozess assistierend begleiten zu können.
Beim Rückblick auf die Handwerkskonjunktur im Berichtsjahr gab es wenig zu beklagen: Der Konjunkturindikator bewegte sich in allen vier Quartalen – mit leichten Schwankungen – auf einem erfreulich hohen stabilen Niveau. Im Schnitt meldeten 60% der befragten Betriebe eine gute Geschäftslage für 2016, nur bei ca. 8% war die Geschäftslage im Jahresverlauf schlecht. Das Ausbauhandwerk hat volle Geschäftsbücher und auch der Ausblick für 2017 stimmt zuversichtlich.
Die knapp 18.900 Betriebe im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruher erwirt-schaften im Berichtsjahr einen Umsatz von ca. 12,1 Mrd. Euro, ein Umsatzplus von 3,5% gegenüber dem Vorjahr. Der Wirtschaftszweig Handwerk im Bezirk der Handwerkskammer Karlsruhe zählt ca. 98.500 Beschäftigte und erwartet auch für 2017 ein nominales Umsatzplus von 2,5%.